Ihr seit Geldwaschmaschinen!

In ihrer Freien Internetschule, auf Vorträgen und Kongressen macht Autorin und Seminarleiterin Sabine Wolf Zusammenhänge zwischen der geistigen und der physischen Welt deutlich. Den Abstieg der Menschheit an den Tiefpunkt der Materie bezeichnet sie als eine „Reise von der großen kosmischen Investition zum letzten irdischen Opferpfennig“. In der Zeitenwende geht es nun darum, sich der inneren Konten bewusst zu werden.
Im Sommer 2011 besuchte ich ein dreitägige Intensivseminar von Sabine Wolf zum Thema „Kapital und Geldfluss“ und hatte anschließend Gelegenheit, mit ihr ein ausführliches Interview zu führen. Das Ergebnis unseres Gespräches erschien seinerzeit in dem alternativen Wirtschaftsmagazin „Zufall“.
  
In Zeiten von Börsencrash und globaler Finanzkrise beschäftigt ein Thema ganz besonders: Geld. Du hast in Grassau am Chiemsee gerade ein Seminar zum Thema „Kapital, Geldfluss und neue Berufe“ gegeben. Worum geht es aus deiner Sicht?
Sabine: Es geht um unsere Ganzheit auf Erden und um den vollen Wert unseres Menschseins. Unser grenzenloses Kapital wird uns nur zur Verfügung stehen, wenn wir alle Register unseres Lebens ziehen, wenn wir auf allen Klaviaturen spielen und auf allen Bühnen tanzen.
Auf vielen Lebensbühnen scheitern Projekte am Geld. Immer mehr Menschen leiden unter dem Thema. Ihre Register sind Ohnmacht, Depression und Angst. Wie hängt das zusammen?
Sabine: Wir Menschen sind sowohl irdischer als auch kosmischer Natur – sowohl Körperwesen als auch Geist-Seelen. Unsere Fähigkeit, zu fühlen, zu denken, Entscheidungen zu treffen und Realität zu erschaffen, ist ebenso vielschichtig wie unsere Natur.
Knappheit, Armut und Begrenzung sind eine Realität, die dadurch entstand, dass wir nur einen sehr geringen Teil unserer Natur akzeptierten. Also haben wir nur von diesem kleinen Teil Gebrauch gemacht, das heißt: auf einer winzigen Bühne getanzt, auf einer einzigen Klaviatur gespielt und nur ein kleines Register unseres Lebens gezogen. Was sollte dabei mehr heraus kommen, als minimale Existenzgrundlagen: Zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel? Diese alte Realität entspricht der alten Vorstellung vom Leben.
Was meinst du, wenn du sagst, dass Geld erst dann frei fließen wird, wenn wir unsere Schulden bezahlt haben?
Sabine: Es gibt einen unmittelbaren Vertrag zwischen jedem einzelnen von euch und der Menschheit. Und dieser Vertrag lautet sinngemäß: Ich bin gekommen, um dir zu geben. Ich, Einzelwesen, auf mich selbst gestellt, bin gekommen, um dich – Moloch – zu durchlichten. Das sind eure Schulden. Und der Zinsberg wächst, je länger ihr jammert. Je länger ihr klagt und auf die anderen zeigt, desto heftiger werden die Vertragsbedingungen sein, desto größer wird die Schwelle sein, über die ihr hinweg müsst.
Du meinst, Angst und Minderwert behindern unseren Geldfluss?
Sabine: Natürlich. Es ist für euch große kosmische Leuchtraketen nicht länger notwendig, sich auf den Opferpfennig, auf das Opferdasein zu konzentrieren. Sicher, diese Realität existiert. Doch es existiert auch eine andere. Ihr könnt wählen. Und wenn ihr eure Wahl getroffen habt, bedarf es einiges an innerer Kraft, Liebe und Bereitschaft, um dann von dem einen Lager in das andere rüber zu gehen. Diesen Schritt macht ihr nicht einfach raus aus der alten Welt. Der Vertrag besteht darin, wenn ihr aus der alten Welt in die neue geht, dass ihr sie alle mitzieht.
Was ist der wesentliche Unterschied zwischen dem äußeren Geldfluss und dem inneren Kapitalstrom?
Sabine: Der Geldstrom fließt nach außen – von uns weg. Der Kapitalstrom fließt nach innen – zu uns her. Wollen wir also den äußeren Geldfluss in Schwung bringen, dann müssen wir unseren inneren Kapitalstrom aktivieren. Mögen unsere äußeren Konten auch leer sein, die inneren sind es nicht. Sie sind prallvoll, denn wir haben – im wahren Wortsinn – mit jedem Leben bezahlt. Wir haben jede einzelne Lebenserfahrung auf unser Konto eingezahlt, denn von je her wollten wir später alles genießen. Daher steht uns nun in der Zeitenwende ein gewaltiges inneres Guthaben zur Verfügung. Zugegeben – es erscheint oft dunkel, unbekannt und bedrohlich, doch es ist unser eigener innerer Reichtum.
Demnach gehören Erfahrungen von Existenzangst und Geldmangel zum eigenen inneren Reichtum?
Sabine: Es waren Evolutionswerkzeuge in der Zeit der Dunkelheit. Wir sind abgestiegen an den absoluten Tiefpunkt der Materiebildung. Dazu mussten Armut und Geldmangel herrschen, damit wir über Existenzangst, Existenzkampf, Existenzkrampf und über Existenzkriege, die da durch die Zeitalter gegangen sind, wirklich unten ankommen. Wir haben dieses gigantische Konstrukt selbst entwickelt. Es brauchte den Geldmangel, es brauchte das Gelddrama, es brauchte den Wertmangel und das Wertdrama, es brauchte eine Wertminderung, eine Selbstwertminderung bis zum letzten Punkt unseres Lebensatems.
Klingt verdammt eng und düster…
Sabine: Das ist es. Und es ist eine enorme Leistung. Segnet euch dafür. Atmet es.
Im kosmischen Raum war das schlechterdings nicht vorstellbar, dass wir so tief kommen, so fest und so vielfältig werden konnten. Das ist ein Kapital.
Wenn ihr dieses Kapital allerdings negiert und von euch schmettert und sagt: „Die da draußen sind schuld.“ – heißt das, ihr gebt euer Kapital zu denen rüber. Die sagen dann: „Ja, wir sind schuld. Aber wir versichern dich. Wir machen eine neue Militärregierung auf, wir machen alles, was du brauchst, um in Sicherheit zu sein. Gib uns dein Kapital, gib uns deine Lebensenergien und wir bringen dich in Sicherheit.“ Das heißt, ihr schleudert eure eigenen Werte raus, den anderen vor die Füße – dann zeigt ihr mit dem Finger auf sie und sagt: „Die Bösen!“ Aber ihr gebt es ihnen ja selbst.
Wie sieht die neue Evolutionslinie aus?
Sabine: Die Dunkelheit, die Vielfältigkeit, die klebrigen Strukturen, die wir geschaffen haben, müssen jetzt in die Drehung gehen. Sie müssen frei werden, sie müssen leicht werden, sie müssen sich re-organisieren. Nachdem ihr das Geld verschmutzt bis an den Tiefpunkt gebracht habt, muss es in der Tat gewaschen werden. Nachdem ihr eure Gehirnfrequenz bis an den Tiefstpunkt verdichtet habt und die Gehirnleistung fast so hart wie Kruppstahl und in einer entsprechend langsamen Schwingung ist, müsst ihr euer Gehirn erneut waschen. Eure Gene, die ihr nach unten manipuliert habt bis an den Tiefpunkt, die müsst ihr jetzt wieder nach oben manipulieren.
Haben wir nicht genug manipuliert?

Sabine: Manipulieren ist ein Wort, das in allen Zeitaltern immer einen Beigeschmack hatte. Geht jetzt einfach kreativ damit um. Das Wort Genmanipulation ist ein sehr provokatives Wort. Manipulieren heißt ja lediglich, etwas in die eigenen Hände nehmen, mit den Händen anfassen. Ihr nehmt einfach eure eigenen Gene in die eigenen Hände. Das Herz und die Hände sind die Union der Liebe. Was euer Herz will, können eure Hände tun.

Wir können neue Reichtümer schaffen…
Sabine: Reichtum für euch selbst und andere. Es ist an der Zeit, dass ihr alles, was ihr nach draußen in die Welt gebracht habt, das ganze Kapital eures kosmisch-planetarischen Seins, was ihr nach draußen projeziert, verflucht, geschimpft, verliebt und sonstwas habt, wieder zu euch zurückholt. Ihr unterzieht es einer gehörigen Herzwäsche, um es dann wieder nach draußen zu schicken. Ihr seit Geldwaschmaschinen in diesem Sinne. Im Herzen ist eure Energie so hoch, da bleibt kein Fleck, wenn ihr eure Münzen wieder ausspuckt.
Wie sieht die neue Führungskraft aus?
Sabine: Die alten Regenten sind am Ende ihrer Kraft und Weisheit angelangt. Neue Wesen übernehmen die Führung: Kinder und Frauen, Tiere und Pflanzen, Geister und Meister. Betrachtet die Geschichte vom Herrn der Ringe, Harry Potter oder den Wellenläufern: Nicht etwa die alten Könige und großen Krieger befreien das Land von den monströsen Kreaturen der Finsternis, sondern Hobbits und Zwerge, Frauen und Elfen, Kinder, Jugendliche und Zauberlehrlinge. Dies ist keine Fantasy, sondern ein Hinweis auf unsere Geschäftswelt und Existenzwirtschaft, den wir nicht übersehen sollten. „Wenn ihr werdet wie die Kinder, öffnet sich das Himmelreich.“ Die neue Kindlichkeit und die hohe geistige Führung sind ein und dieselbe innere Meisterschaft. Sie führt – und jeder hat sie in sich.
Das Aus für Bosse, Bonzen, Banker?
Sabine: Alles verändert sich. Ich erlebe es auch bei meinen femeninen Coachings für maskuline Geschäftsmänner. Banker, Spieler, Aktionäre und Investoren – obercoole Typen, die sich unter einer Million Euro gar nicht erst an den Tisch setzen, erweisen sich als kleine Jungen, die weder das Handwerk ihrer Berufe noch Manieren kennen. Eiskalte Bonzen, hätten wir früher gesagt. Liebenswerte, hilflose Jungen, könnten wir heute sagen. Einer nach dem anderen wird in dieser Zeitenwende weich, beginnt zu weinen, spricht über seine private Situation, erinnert sich an die verlorene Kindheit und das Netz der Familiendramen. Plötzlich werden sie sich der unerträglichen Last einer Verantwortung bewusst, die sie ewig antreibt, ihre Familien zu ernähren. Jetzt entdecken sie, dass vorerst kein anderes Geschäft lohnt als die Aktivierung des eigenen Kapitalstroms. Und was entdeckt wurde, kann gelöst werden.
Dein Fazit…
Sabine: In der Zeitenwende besteht ein wesentlicher Teil der Geschäfte darin, zu heilen, zu reinigen, zu klären und alles emporzuheben, was unterworfen und abgesunken war. Das könnt ihr jeden Tag tun, ohne Heiler oder Arzt zu werden, ohne Fortbildung und Umschulung. Ihr tut es während eurer Arbeit in der Pharmaindustrie, in den Banken und Geschäften, während ihr am Schreibtisch sitzt, am Tresen steht oder in Besprechungen seid, während ihr bei Aldi an der Kasse steht und euren Käse von den Sozialbezügen zahlt.
Deine ganz praktischen Empfehlungen für die neue Zeit?
Sabine: Öffnet euch, atmet, tut all die Dinge, die bisher nicht angemessen waren. Sprecht miteinander über Dinge, die tabu waren. Seid unzuverlässig, brecht Regeln – nicht die der anderen, sondern eure eigenen. Sagt Termine ab, wenn sie nicht mehr passen, auch wenn dies unmöglich erscheint. Ihr werdet erleben, dass es allen Beteiligten wunderbar in den Kram passt. Unterschreibt keine langfristig bindenden Verträge mehr. Macht euch darauf gefasst, dass in der nächsten Zeit alles anders läuft, als ihr glaubt und wollt. Alles fließt in den Aufstieg und Aufbau. Allein eure Herzkraft erzeugt neue Geldgeschäfte, deren Wert in Kreativität und Lebensfreude liegt.
Fröhliches Sekt-Interview in Sabines Lichtpunktgarten in Wennigsen bei Hannover.
Das 27-Stunden-Intensivseminar „Kapital, Geldfluss und neue Berufe“ gibt es unter www.kristallmensch.tv

Kernkraft.

Kernkraft. Ein so wunderbares Wort.
Und so verwundet.
Störfall. Schmerz. Tränen.
Und doch:
KernKraft.
Wie sie bebt. Wie sie lebt, alles hebt.
KernKraft in mir und in dir.
So heilig. So mächtig. So schön.
Schweigen.
Verneigen.
Und immer weiter steigen….
KernKraft: Was für ein Wunder, sagt das Wort.

Zungenschlacht

Martin und ich haben uns während einer Therapeutenausbildung kennengelernt. Das war 2008 in Melleck im Berchtesgadener Land. Gipfel und Berge umgaben unser Seminarhaus. Stille Zeugen unserer Arbeit und irgendwie eine passende Kulisse. Wirklich weit konnte das Auge nicht schauen. Nicht in der Horizontalen. Aus dem Tal wurde jeder Blick fast automatisch in die Höhe gesogen, um sich vertikal auszurichten. Himmel und Erde schienen hier einander zu berühren.

Wir begegneten uns morgens am Buffet. Essen verbindet – und schmeckt. Wir hatten zuvor noch keine drei Sätze gewechselt. Aufgefallen war er mir längst. Seltsamer Typ. Er übernachtete nicht wie alle anderen im Hotel, sondern stets in seinem weinroten VW-Bus, den er „Zora“ nannte, lief immer und zu jeder Zeit barfuß und nutzte die Seminarpausen, um Teilnehmer(Innen) zu massieren. Nackt, versteht sich. Sie entspannten und schwärmten  – ganz und gar berührt vom Handwerk des barfüßigen Lomi-Meisters.

An jenem Morgen stellten sich mir Martins nackte Füße in den Weg. Er zog seine Hände aus den Hosentaschen und umarmte mich. Eine von diesen innigen Umarmungen, wie sie auf Seminaren erst spontan und dann nachhaltig ausgetauscht werden. Ich war einigermaßen überrascht und ließ es geschehen. Doch dann: Ohne seine Umarmung zu lösen, hielt Martin plötzlich meinen/seinen Kopf anders und bohrte mir seine Zunge zielstrebig und tief in den Mund. Aus dem Stand. Ohne Vorwarnung. Ich war entsetzt. Darüber amüsiert sich Martin noch heute. Er meint sich zu erinnern, dass ich ihn daraufhin angeraunzt hätte:  „Frechheit. Da muss man doch vorher fragen.“ Genaue Worte erinnere ich nicht. Nur gemischte Gefühle, die er durch seine Dreistigkeit ausgelöst hatte. Nun, ich mag Menschen, die speziell sind. Spezialitäten ziehen mich magisch an und stoßen mich im zeitlichen Nacheinander oft gleichzeitig auch wieder ab. Um dieses Spiel der Energien in mir selbst zu erkennen, zu würdigen und zu meistern, war ich bei Martin definitiv an der richtigen Adresse. Offenbar war eine Begegnung zwischen uns einfach dran. Er faszinierte mich.

Unsere Zungen trafen sich daraufhin öfter. Martin lebt in einer alten Papierfabrik in der Pfalz. Ich wohne an der Küste. Wir besuchten uns gegenseitig, überwanden immer wieder die 800 Kilometer von Nord nach Süd, trafen uns in der Mitte, machten gemeinsam Ferien und mühten uns auch auf der inneren Ebene, die Waagschalen von Nähe und Distanz auszugleichen. Dabei (er)lebten wir ein köstlich verwickeltes Liebesabenteuer mit Höhen und Tiefen. Der Spannungsbogen unserer Beziehung reichte von „gemeinsam in tiefem Frieden miteinander meditieren“ bis hin zu „in verzagter Wut Grenzen überschreiten und Heiliges zerstören“. Unsere Dramen und Auseinandersetzungen waren von erlesener Qualität und erreichten seltsamerweise meist in Vollmondnächten ihren Höhepunkt. Wir liebten und litten nach Mondkalender. Noch heute ruft Martin manchmal an und schmunzelt ins Telefon: „Vollmond, Sternchen! Lass uns streiten.“

An Martins Seite löste sich all mein Zorn, den ich lange gar nicht wahrgenommen hatte und schon gar nicht zu führen wusste. Ihn verausgabte ich oft bis zur völligen Erschöpfung. Dann war ich grob, ungerecht, gemein, hochmütig und herablassend. Ich war auf dem Weg durch meine eigene Hölle. Nur ein wirklich starkes Herz kann uns auf solch heilenden „Trips“ begleiten. Martin blieb. Präsent.

Ich bin dankbar. Dankbar dafür, dass ich einen Freund getroffen und erkannt habe. Die Kämpfe in mir und durch uns haben mich gewandelt. Wie all das geschehen konnte, vermag ich weder zu verstehen, noch angemessen auszudrücken. Ich weiß nur, ES IST.

Kurz nach unserer ersten Begegnung, kritzelte Martin einen Satz an den Rand eines Flyers, den er mir zum Abschied mit seiner Adresse in die Hand drückte. Darauf stand: „In ewiger Liebe.“

So seltsam es klingt, ich weiß heute, dass es die Wahrheit ist.
Ich bin sicher, unsere Begegnung entfaltete eine uralte Freundschaft, die in Raum und Zeit erneut Ausdruck fand  – und dennoch heute nicht mehr daran gebunden ist.

Sie ist frei.
Für Liebe.
In der Ewigkeit.

P.S. Heute ist Vollmond, Martin*! Nur für dich.

Wir sind das Immunsystem der Erde!

Sonntag wäre ein günstiger Tag für meinen Besuch und ein Interview, schreibt Margrit Kennedy vor unserem Treffen in einer Mail. Dann nämlich gäbe es im Lebensgarten den besten Bio-Kuchen im Umkreis von 80 Kilometern. Ich bin gespannt. Auf den Kuchen und auf eine der angesagtesten Geldarchitektinnen der Gegenwart.
Seit 27 Jahren lebt Margrit Kennedy zusammen mit ihrem Mann Declan im Lebensgarten Steyerberg, einer großen Siedlungsgemeinschaft in Niedersachsen. Über 100 Menschen wirken dort an einer sozialen, kulturellen und ökologischen Vision.
Es ist Sonntag. Ich parke gleich am Eingang der Siedlung und frage nach. Ja, ich werde im Cafe´ erwartet. Einer der Lebensgärtner, dem ich zufällig auf dem Vorplatz begegne,  bedeutet mir, ihm zu folgen. Erstmal treppabwärts, dunkles Kellergeschoss. Ich blicke etwas verwirrt. „Lieferanteneingang“, murmelt er schmunzelnd und schiebt mich nach ein paar Metern auf kürzestem Wege in einen hellen gemütlichen Gastraum. Stimmengewirr und Geschirrklappern. Der Raum ist klein und voller Menschen, so dass es schließlich Margrit Kennedy ist, die aus dem Gewusel auf mich zukommt. Sie wirkt stark und fein zugleich – sympathisch, gelöst und natürlich. Und sie hält, was sie verspricht: Als erstes nämlich macht mich die Geldexpertin mit jenem angekündigten Bio-Kuchen-Buffet bekannt, das tatsächlich sensationell lecker aussieht. Mit Himbeersahnetorte und Quarkkuchen ziehen wir uns schließlich zum Gespräch in ihr Büro zurück.
„Occupy Money“ heißt das neueste Buch von Margrit Kennedy – erst kürzlich bei JKamphausen erschienen. Sie widmet es der weltweiten Occupy-Bewegung – jenen Menschen, die ihrer Frustration mit dem bestehenden Geld- und Finanzsystem öffentlich Ausdruck verleihen. Untertitel ihres Buches: Damit wir künftig ALLE die Gewinner sind. Und mit dieser Frage beginnt dann auch unser Arbeitsgespräch. Kann es das geben – eine Wirtschaft zum Wohle aller?
„Ich will versuchen, diese Frage sehr genau zu beantworten“, beginnt Margrit Kennedy. „Dazu gehört die Einsicht, dass das, was möglich ist und was wir fordern müssten, unrealistisch ist – und alles, was realistisch ist, ist viel zu klein… Ich beschäftige mich seit 30 Jahren mit dem Thema Geld und Zins – ein Thema, was jeder in 20 Minuten verstehen kann. Aus den unterschiedlichsten Gründen ist es dennoch schwer, das Verstandene dann umzusetzen. Meine Vision bleibt dennoch die Veränderung des Geldsystems, um darauf eine Wirtschaft aufzubauen, die allen dient.“
Für die 72-jährige Professorin ist Geld das Fundament der Wirtschaft. „Doch wenn allein das schon so schief, so unglücklich und ausbeuterisch konstruiert ist, kann darauf einfach keine Wirtschaft aufbauen, die dem Wohl aller folgt.“ Da spricht vor allem auch die Architektin und Ökologin. Beides ist sie von ganzem Herzen. Wie kam es eigentlich zu dieser Wandlung von der Haus-Architektin zur Geldarchitektin und Autorin? „Ich war von 1979 bis 1984 Leiterin der Forschungsabteilung Ökologie und Energie der Internationalen Bauausstellung in Berlin“, erzählt Margrit Kennedy. „Wir hatten damals viel Geld und legten in den 80igern sozusagen die Grundlagen der Stadtökologie. Während zahlreicher Vorträge im In- und Ausland stießen unsere Arbeiten auf großes öffentliches und fachliches Interesse, aber immer wieder auch auf Skepsis. Das häufigste Argument lautete: ‚Alles gut und schön, aber das rechnet sich nicht.’ Ich begegnete weltweit Menschen guten Willens und voller guter Ideen. Alle ökologischen Probleme waren technisch lösbar – was fehlte und immer noch fehlt, sind die politischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen für die Anwendung auf breiter Basis. Mir war klar, dass der Kampf ums Geld für ökologische Projekte eine Auseinandersetzung an vielen Fronten bedeutete.“
„Die Groschen fallen“ – so formuliert sie es heute selbst – 1983 bei einem Vortrag von Helmut Creutz. „Für mich war das ein Durchbruch. Erstmals begriff ich die zinsbedingte Kraft des Geldes und die Tatsache, dass sich die Rentabilität jeder ökologischen Maßnahme mit dem Zins, den man auf dem Kapitalmarkt bekommt, messen lassen muss. Ich habe damals sechs Monate gebraucht, um zu glauben, was ich verstanden hatte. Und noch viele weitere Jahre glaubte ich, dass ich diejenige bin, die spinnt.“
Alles in der Natur hört bei einer optimalen Größe auf zu wachsen. Betrachtet man die natürliche Wachstumskurve eines Baumes, eines Tieres oder eines Menschen, beginnt sie für kurze Zeit mit einem exponentiellen Wachstum, endet jedoch bei der jeweils richtigen Größe, beim Menschen ungefähr mit dem 21. Lebensjahr. „Diese Art des Wachstums ist in jeder gesunden Zelle unseres Körpers programmiert“, erläutert die Autorin. „Nun folgt das auf Zins basierende Geldsystem, das von Menschen konstruiert wurde, einem grundlegend anderen Wachstumsmuster – dem sogenannten exponentiellen oder Verdoppelungswachstum. Anfangs wächst das zinsbelastete Geld um sehr geringe Beiträge, dann aber kontinuierlich schneller, und schließlich verläuft die Wachstumskurve fast senkrecht. In der Natur findet dieses quantitative Wachstum erst mit der Zerstörung des Organismus sein Ende. Und genau nach diesem Muster verhält sich unser Geld, da sich Geldvermögen durch Zins- und Zinseszins in regelmäßigen Zeitabständen verdoppeln, bis das System zusammenbricht.“
Viele Menschen verstehen sie immer noch nicht, die destruktiven Folgen des exponentiellen Wachstums im materiellen Bereich. Das berühmte Beispiel vom Josephs-Pfennig zeigt, dass ein Geldsystem, welches auf Zins und Zinseszins beruht, nur kurz- und mittelfristig funktionieren kann. Hätte Joseph zur Zeit von Christi Geburt einen Pfennig investiert und wäre dieser von einer Bank mit durchschnittlich 5 Prozent pro Jahr verzinst worden, wäre dieser Pfennig im Jahr 2000 zum damals gültigen Goldpreis etwa 500 Milliarden Kugeln aus Gold vom Gewicht dieser Erde wert gewesen – zum Goldpreis in diesem Jahr. Das zeigt, in Form eines realistischen Symbols: „Geld frisst Welt“.
„Das Fatale ist, dass kein Mensch richtig damit Geld verdienen kann, wenn er das sagt und aufdeckt“, sagt die Architektin. „Ein Ökonom, der den Zins ins in Frage stellt, kann schon mal gar nicht Ökonomie studieren. Dem Banker geht es ähnlich. Wenn der diese Grundlage aller Modelle in Frage stellt, fliegt er am nächsten Tag raus. Unsere Fachleute gefährden also ihr eigenes Überleben, ihre Karriere, wenn sie das Geldsystem in Frage stellen. Das Paradigma ist so mächtig, sie kommen da einfach nicht durch.“
Fast alle Lebensbereiche – auch jene, die früher von der Gemeinschaft getragen wurden – hat der Mensch monetarisiert: Altenpflege, Kinderpflege, Kultur und Bildung. Nichts, was nicht Geld kostet, zum Bruttosozialprodukt gehört und ständig profitorientiert wachsen muss. „Und diese Monetarisierung ist mit einer Kälte verbunden, weil alles berechnet wird.“
Dennoch gehört Margrit Kennedy zu jenen, die niemals die Hoffnung aufgeben, dass die Probleme lösbar sind. „Ich weiß, dass ich gegen den zentralen Machtmechanismus anstänkere. Mich motiviert, dass immer mehr Leute verstehen. Die Occupy-Bewegung ist eine große Hoffnung. Wir alle gehören zum Immunsystem der Erde!“
Ein Paradigmen-Wechsel ist in vollem Gange. „Ja, kann sein, dass es an manchen Stellen ganz furchtbar krachen muss, bis wir alle aufwachen“, sagt die Alternativgeld-Pionierin. „Wir sind eine heterogene Menschheit und doch alle miteinander verbunden. Es liegt bei uns, wie lange es noch dauert. Mein Freund Jakob von Uexküll sagt immer: Ich bin weder Optimist noch Pessimist – ich bin ‚Possibilist’-  ich sehe Möglichkeiten!“
Für Margrit Kennedy ist dies die einzig vernünftige Haltung. „Mir sind die kleinen Beispiele so unendlich wichtig. Was meinen Sie, was die bewirken, diese kleinen Beispiele, die funktionieren und einen anderen Umgang mit Geld zeigen. Wir brauchen Alternativen zum herkömmlichen Geldsystem. Regionalgeld ist ein wichtiger Aspekt. Ich habe darüber ja auch ein Buch geschrieben. Und wir müssen den Segen begreifen, der im exponentiellen Wachstum im nicht-materiellen Bereich liegt…“
Das Nicht-Materielle und die wandelbare Architektin haben auf ganz eigene Weise feste Freundschaft geschlossen. Dass sie immer tiefer in das Thema eintaucht und schließlich als Nicht-Ökonomin ein Buch schreibt, das mittlerweile in 20 Sprachen übersetzt wurde, folgt nämlich offenbar ebenso einer spirituellen Dimension. Auf Drängen einer guten Freundin besucht Margrit Kennedy Mitte der 80er Jahre Seminare bei Art Reade, einem bekannten spirituellen Lehrer mit indianischen Wurzeln. „Ich wollte da nicht hin.“ Doch ihre Freundin ließ einfach nicht locker… Margrit Kennedy besucht schließlich das Basic- und Advancedseminar bei Art Reade. „In der letzten Meditation, wo es darum ging, die eigene Aufgabe in dieser Welt wahrzunehmen, sehe ich plötzlich, wie ich vor den Vereinten Nationen zum Thema Geld spreche. Da wusste ich, jetzt wird es ernst. Und ich begann ein Streitgespräch mit Gott. Ich sagte ihm, dass er das nicht machen kann. Ich hatte gerade meinen Job aufgegeben, wir waren umgezogen, hatten Land gekauft, mein Mann und ich wollten ein Permakultur-Modellprojekt aufbauen, allein würde er das nicht schaffen…. Und überhaupt, wer bin ich denn, dass ich mich mit diesem Geldthema beschäftige. Und ich sagte Gott, falls er das da oben noch nicht mitbekommen hätte: Ich bin überhaupt keine Ökonomin!“
Doch es folgt ein Erlebnis, was sie bis heute bestimmt. „Plötzlich sehe ich mein Leben in allen Einzelheiten vor mir ablaufen, in Sekundenbruchteilen: Meine Fehler, Umwege, die zwei Diplome, meine Doktorarbeit…. einfach alles. Und ich wusste ab diesem Moment, dass ich vorbereitet bin. Ich wusste es einfach. Das war heftig und völlig normal zugleich. Wohl ähnlich einer Nahtoderfahrung. Es gab keine Fragen mehr. Meine neue Richtung war klar.“
Noch in der gleichen Nacht nach dem Seminar folgt dann die Eingebung, ein erstes Buch zu schreiben.  „Ich war todmüde, wurde jedoch immer wieder aus dem Bett getrieben, einige wichtige Details auf einem Notitzblock festzuhalten. Sogar die Grafik für den Titel von „Geld ohne Zinsen und Inflation“ kommt in dieser Nacht als Idee durch. Die Krönung dann am nächsten Morgen: Ich telefonierte mit meinem Mann Declan und wollte ihm von meinen Erlebnissen berichten. Doch er sagte, ich solle bitte sofort Australien anrufen, wo eine Frau mich dringend sprechen wolle. Ich rief diese Frau an und es stellte sich heraus, dass diese gerade zwei Vorträge für die Vereinten Nationen organisierte – in Melbourne und Sidney. Sie lud mich ein, die Einleitungsvorträge zu halten…“
Diese Verbundenheit und Verbindung spürt Margrit Kennedy nun schon seit 30 Jahren.
„Ich bin jeden Tag dankbar. Ich liebe mein Leben.“
Ihr Mann Declan hat im Lebensgarten einen fünf Hektar großen Permakulturpark angelegt und im letzten Herbst 1000 Bäume gepflanzt. „So haben wir unser Geld angelegt.“
„Wir müssen uns auf Durchbrüche im Denken und auf mentaler Ebene vorbereiten und uns auf neue Formen von Beziehungen einlassen. Ich empfehle Menschen, ihr Geld gern auszugeben für alles, was sie und andere bereichert: Kunst, Kommunikation, Vielfalt in der Natur und im Geistleben. Damit schaffen wir mehr Schönheit und Gerechtigkeit.“
Und wenn dann noch etwas Geld für Schuhe übrig bleibt…. Für die hat Margrit Kennedy nämlich eine bekennende Schwäche.
Am Ende unseres Gespräches frage ich nach konkreten Tipps, wie wir alle ein nachhaltiges Leben jetzt und sofort gestalten können. Und fröhlich antwortet die Lebensgärtnerin: „Wir organisieren hier gerade ein Tanzfest. Freude und Freundschaften sind wichtig – Leute, mit denen man etwas schaffen und sich austauschen kann. Auch empfehle ich, einen biologischen Bauernhof zu finden, den man unterstützen möchte, ein solides Fahrrad zu kaufen und wenn möglich, einen Brunnen zu bohren. In diese Richtung würde ich investieren.“
Bücher, Videos und Präsentationen von und über Margrit Kennedy unter