Sprache als soziale Plastik

Johannes Stüttgen in Greifswald.

Johannes Stüttgen heute in Greifswald. Schwerpunkt seinen Vortrages „Jeder ist ein Künstler“ ist unter anderem die „Soziale Plastik“ (nach Joseph Beuys). Stüttgen eröffnet seinen Vortrag vor 150 Schülern mit folgendem Bild:

Ich bin heute hier, um Ihnen etwas zu vermitteln – was bedeutet, dass ich dabei eine Mitte überwinden muss. Schauen Sie, da ist ein Abstand, eine Distanz zwischen uns, die gilt es zu überwinden. Gedankenübertragung zwischen uns funktioniert leider nicht – ich muss also eine Trennung überwinden. Wie mache ich das? Mittels Sprache! Das heißt im Kopf ist ein klarer Gedanke, den ich zunächst in eine andere Form bringen muss. Ich muss den Gedanken informieren. Das ist ein höchst komplizierter Vorgang, der uns allen alltäglich und selbstverständlich erscheint. Dabei ist er unglaublich komplex und einmalig. Ich brauche dazu zunächst Luft. Ich atme diese Luft ein, dann aus…. , lasse sie dabei durch meinen Kehlkopf wandern, benutze Gaumenflügel, Zunge, Zähne… Und ich muss dieses so tun, dass nicht etwa nur Kauderwelsch rauskommt, was keiner verstehen würde, sondern ich forme diese Luft dergestalt, dass bei Ihnen auch ein Sinn ankommt. Das ist ein bildhauerischer Vorgang. Ich forme Luft zu einer Plastik. Die kann niemand sehen. Aber hören. Ich spreche in einer unsichtbaren Plastik. Ich forme Material. Ich informiere. Und sie exformieren es dann wieder. Das heißt, Sie müssen dann eine Form auf Ihre Weise erst wieder herausarbeiten.